Zu Besuch im Luch

Das Havelländische Luch

Etwa 50 km nordwestlich Berlins erstreckt sich inmitten des Havellandes ein weites, tief gelegenes Bruchland: das Havelländische Luch.

In den Jahren 1718 – 1724 unter Friedrich Wilhelm I. Entwässert und zu Wiesen- und Ackerland verwandelt, bildet es bis in die Gegenwart ein bedeutendes Reservat seltener Flora und Fauna.

Der reizvolle, von modernem Massentourismus noch unberührte Landstrich, ist geprägt durch viele von Pappeln und Weiden umsäumte Wassergräben und bietet Störchen, Kranichen, Reihern und Großtrappen einen Lebensraum.

Fern von Hektik und Alltag kann in dieser idyllischen Umgebung jeder Gast die ihm genehme Freizeitgestaltung wählen: Angeln, Ausflüge zu den zahlreichen Gutshäusern mit ihren ländlichen Parkanlagen, Ballonfahrten, Besichtigungen historischer Dorfkerne, Kutsch- und Kremserfahrten, Radfahren, Reiten, Tennis oder Wanderungen auf den Lehrpfaden.

Das Luch kann auch gut auf dem Havelland-Radweg erkundet werden. Zwischendurch laden gemütliche Gaststätten zur Rast ein. Alljährlich stattfindende Dorffeste bringen dem Besucher das noch erhaltene Brauchtum näher: z.B. das Sommerfest in Wagenitz, das Sommerfest in Warsow, das Backofenfest in Vietznitz oder das Pumpenfest in Friesack.

Entdecken Sie das von der Familie Bredow beeinflusste Havelländische Luch und wandern Sie auf den Spuren Theodor Fontanes, der vor über 100 Jahren in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ die landschaftliche Schönheit der Region beschrieb.

Wiesenaue

Vietznitz

Das Reihendorf Vietznitz wurde im Jahre 1365 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und liegt am Rande des Ländchens Friesack.

Das Rittergut Vietznitz gehörte über viele Jahrhunderte der Familie von Bredow. Das Schloss der Bredows – von dem heute nur noch ein kleiner Teil vorhanden ist und als Wohnhaus dient – wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut.

Ein Besuch der kleinen Kirche lohnt sich. Sie wurde als Rechteckbau mit kurzem, spätgotischem Ostteil aus Backstein und barockem Westteil aus Fachwerk mit verbrettertem Dachturm errichtet. Der Altar von 1695 ist zweistöckig mit zwei gewundenen Säulen und ausgesägten Wangen. Er wurde 1836 rekonstruiert.

Der Schönstückenberg ist nach dem General von Schöning benannt. Er pflanzte zur Zeit des schwedischen Einfalls 1675 auf dem Berg seine „Stücken“ (Bäumchen), um den Pass von Vietznitz nach dem damaligen Bellin zu verdecken.

Die Hochmechanisierte Agrargenossenschaft bietet noch etwa 30 Vietznitzern Lohn und Brot. Im ehemaligen Pfarramt vor der Kirche wurde der Kindergarten für den Ort ausgebaut.

Im Juni findet rund um den Dorfplatz das zur Tradition gewordene Backofenfest statt. Dann wird der alte, gut erhaltene Backofen angeheizt. Die leckersten Brote werden zum Fest gebacken. Auch Gäste dürfen gerne kosten.

Warsow

Warsow wurde 1541 erstmalig urkundlich erwähnt. Es ist ein reines Bauerndorf, ohne Gewerbe und Industrie. Doch gerade dieser ländliche Charme übt auf die Besucher einen anziehenden Reiz aus.

1683 wurde die Kirche eingeweiht. Ein nüchterner, ganz überputzter Fachwerkbau mit quadratischem Bretterturm. Der Altar mit Kanzel besteht aus zwei gewundenen Säulen im ländlichen Barock. Das letzte Wochenende im Juni sollte man sich vormerken. Dann feiert das Dorf mit historischem Umzug das traditionelle Sommerfest. Gäste sind immer herzlich willkommen.

Brädikow

Brädikow entwickelte sich als Straßendorf parallel zur Landstraße. Den jetzt freien Dorfmittelpunkt bildete einst ein Gebäudekomplex, der durch eine Allee mit dem Vorwerk verbunden war. Das Vorwerk war das Gut Bernhardienenhof. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von einem der Herren von Bredow gegründet und nach dessen Frau Bernhardine von Wulffen benannt. In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand für die Neusiedler die Bergsiedlung.

Die Kirche von Brädikow war eine, um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene, schlichte Fachwerkkirche in Saalform mit neugotischem Turm von 1868. Im Jahre 1976/77 wurde der Saal der Kirche wegen Reparaturstau abgerissen. So steht heute nur noch der Kirchturm. Im schlichten Neubau davor hat die Kirchgemeinde nun ihre Gottesdiensträume.

Die landschaftlich reizvolle Lage Brädikows an der Grenzlinie zwischen dem Havelländischen Luch und der Hochfläche des Ländchen Friesack lädt geradezu zum Wandern ein. Wander- oder Radrundwege sind ausgeschildert, Rastplätze laden zum Verschnaufen ein. Wunderschön ist ein Blick vom Bergrücken oberhalb der Blumenstraße über die östliche Luchlandschaft bis zur Nauener Platte. Gut sichtbar sind die Funktürme der alten Funkstadt Nauen.

Übernachten kann man in gemütlichen Pensionen oder Privatzimmern, die über den Fremdenverkehrsverband Havelländisches Luch e.V. vermittelt werden. So ist es möglich, von hier aus dieses reizvolle und erholsame Gebiet mit viel Zeit und in aller Ruhe für sich zu entdecken.

Jahnberge

Der Ortsteil Jahnberge liegt 5 km in östlicher Richtung von Warsow. Es ist ein Straßendorf. Die Geschichte des Ortes beginnt im Jahre 1937 mit dem Bau einer Siedlung durch die Siedlungsgenossenschaft „Eigene Scholle“. Nach dem 2. Weltkrieg ging es Jahnberge so wie märkischen bereits Jahrhunderte zuvor nach dem Dreißigjährigen Krieg. Das Dorf bzw. sein Rest, einige wenige primitive Gebäude, waren menschenleer. Was folgte lässt sich für Jahnberge als „3. Besiedlung des Luches“ beschreiben. Flüchtlinge aus Ostpreußen und Wolhynien besiedelten Jahnberge.

1946 folgten herbeigeschaffte Baracken als erste Behausungen. Von 1949 bis 1953 erfolgte der Wiederaufbau des Dorfes. Heute ist Jahnberge eine attraktive Wohnsiedlung für Ruhesuchende inmitten der ausgedehnten, ebenen Niederungslandschaft, in der sich auffallend die bewaldeten Dünenzüge der großen und kleinen Jahnberge erheben. Hier zieht sich ein besonderes Naturschutzgebiet entlang. Auf den Dünen wachsen zahlreiche geschützte Pflanzenarten.

Paulinenaue

https://paulinenaue.info/

Paulinenaue

Paulinenaue liegt auf einer Talsandinsel am Rande des Niedermoors und grenzt im Nordwesten an das Einzugsgebiet der Großtrappen an. Hier gibt es auch zahlreiche Kleingewässer mit einer wertvollen Vegetation. Rohrweihe und Beutelmeise sind hier noch zu Hause.

Der naturgeschützte Park in Paulinenaue – das „Lindholz“ – ist ein naturnaher Laubwaldkomplex. Im Lindholz wachsen Schlüsselblumen, Leberblümchen, Maiglöckchen, und hier ist das einzige Vorkommen des Großen Zweiblatts und der grünlichen Waldhyazinthe im Land Brandenburg.

Paulinenaue hat seine Entwicklung mit der Eisenbahn erfahren. Auch heute noch ist hier ein bequemer Haltepunkt für Kurzurlauber aus dem nahen Berlin oder für Radwanderer zur Weiterfahrt auf dem hier hindurchführenden Havelland-Radweg.

Der Gutshof von Paulinenaue wurde 1945 zum Akademieinstitut der Wissenschaften unter Leitung von Prof. Mitscherlich, der auch einen Lehrstuhl an der Humboldt-Universität in Berlin innehatte. Bis 1956 wurden hier Forschungen für die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Düngung erfolgreich betrieben. Heute ist dieser Standort erweitert und ist Sitz und Forschungszentrum für die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften des Instituts für Grünland und Moorforschung.

Selbelang

Urkundlich wurde Selbelang erstmalig im Jahre 1335 erwähnt. Aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. ist die Kirche, sie ist ein spätgotischer Backsteinbau mit einem schönen Innenausbau. Ein Verein kümmert sich um die Sanierung. Zur Gemeinde Selbelang gehören noch drei Ortsteile: Bienenfarm, Kamerun und Lindholzfarm.

In Bienenfarm befindet sich ein Flugplatz, ganz bequem zum landen für Gäste mit Privatflugzeugen. Neben Flugstunden werden hier auch Rundflüge über das weite Luchgebiet angeboten.

Die Fliegergaststätte ist eine gute Adresse zur Stärkung z.B. für eine Kremserfahrt durch das Havelländische Luch zum Naturschutzgebiet „Lindholz“.

Ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein bietet der nahe Kinderbauernhof „Marienhof“. Beim Kennenlernen typischer Tiere eines Bauernhofs und beim Basteln und Spielen vergeht die Zeit viel zu schnell.

Mühlenberge

https://www.muehlenberge.de/

Wagenitz

Das Dorf – 1353 erstmalig in einer Urkunde erwähnt – ist ganz besonders eng mit der Geschichte der Familie von Bredow verbunden. Hartwig von Bredow ließ 1571 den sogenannten Schwedenturm, eine freistehende Küche mit zwei Herdstellen, errichten. Von 1991 – 1994 wurde der Turm vom Heimatverein „Rund um den Schwedenturm“ vor weiterem Verfall bewahrt. Heute kann dieses Baudenkmal neben einer Ausstellung zur Geschichte besichtigt werden. (Voranmeldung unter 033237 – 89350 oder – 89615)

Sehr interessant ist ein 6 m² großes Votivgemälde aus dem Jahre 1667 in der Wagenitzer Kirche mit der Abbildung der Familie Christoph von Bredow.

Ein ausgedehnter Spaziergang durch den 8 ha großen einstigen Schlosspark mit vielen seltenen Baumarten und so mancher Substanz und Erinnerung aus dessen Gründerzeit kann zur puren Erholung werden. An angrenzenden Grillplatz kann man mit einem Picknick eine Pause einlegen oder in der Kellergaststätte in der Brennerei deftig den Hunger stillen.

Ferien auf dem Bauernhof machen, mit Kremser oder Pferdekutsche durch die weite, unberührte Natur fahren – das kann man in Wagenitz.

Das Acker-Museum mit liebevoll gepflegten alten Landwirtschaftsgeräten ist auf dem Gelände des Ackerbaubetriebs Weber erlebenswert.

https://www.wagenitz-im-havelland.de

Senzke

Das Dorf liegt am Südrand des Ländchens Friesack, unmittelbar am Rande des Havelländischen Luches.

Die Kirche von Senzke wurde 1857 im Stil Schinkels erbaut. Sie ist ein Saalbau mit Apsis. Die Inneneinrichtung der Vorgängerkirche von 1667 blieb erhalten.Links und rechts des Altares befindet sich das Patronatsgestühl mit den Darstellungen der 12 Apostel. An den Wänden hängen auf Holz gemalte Bilder aus der Zeit um 1720.

Die Bredows waren durch alle Generationen hindurch Patrone der Senzker Kirche.

1875 wurde das Schloss im klassischen Stil errichtet. Heute befindet es sich, zusammen mit dem dahinter liegenden Park in Privatbesitz.

Das liebevoll restaurierte „Fintelmannhaus“ ist das Gärtnerhaus aus dem Jahre 1710. Die Gemeinde Mühlenberge ehrt hier das Wirken der Gärtnersfamilie Fintelmann, die ab 1726 im herrschaftlichen Dienst stand. Söhne und Nachkommen hinterließen ihr gärtnerisches Können am Hofe zu Charlottenburg, auf der Pfaueninsel in Potsdam und vielen brandenburgischen Schlössern und Gütern.

Am „Fintelmannhaus“, Schlossstrasse 22 führt der Havelland-Radweg entlang.

Ab 1901 fuhr durch Senzke die Schmalspurbahn „Stille Pauline“. Sie verband Rathenow-Senzke-Paulinenaue. 1961 wurde die Strecke leider stillgelegt. Im privaten Museum „Alter Senzker“ kann der Besucher die Geschichte des Dorfes, das Wirken der Familie Bredow in und um Senzke und die interessante Geschichte der einstigen Kleinbahn „Stille Pauline“ erkunden. (Horst Weikert: „Alter Senzker“, Schlossstrasse 33 – nach Vereinbarung. Tel. 033238 80355)

Haage

Haage – 1307 erstmalig urkundlich erwähnt – entwickelte sich über Einzelgehöfte zum Angerdorf.

Landschaftlich ist Haage in eine talförmige Mulde eingebettet. Auch hier bestimmte die Familie von Bredow das Leben im Dorf. In Verlängerung des Angers entstand ein Gutspark, eine Kastanienallee führte auf das Gutshaus zu. Heute kann man noch anhand der Baumstubben den Verlauf der Allee verfolgen.

In Haage stehen einige der ältesten Eichen der Region. Die Förstereiche vor dem alten Forsthaus hat z.B. einen Umfang von 5,20 m und eine Höhe von 30 m. Eine Kuriosität gibt es an der Heerstraße zu sehen. Eine etwa 90 Jahre alte Eiche ist so mit einer Kiefer verschlungen, dass man meinen könnte, sie hätten eine Wurzel.

Die Kirche zu Haage mit ihrer aufwendigen Innenausstattung aus dunklem Eichenholz und einem monumentalen Altar aus etwa 1720 in Holzbildhauerart der Schlüterschule ist einen Besuch wert. Ursprünglich befand sich dieses Ensemble in der Döberitzer Dorfkirche, die von 1712-13 anstelle des Vorgängerbaus erbaut wurde. Infolge der Räumung des Dorfes gelangte die Innenausstattung in den 1930er Jahren nach Haage. Vor dem Altar lassen sich viele, auch auswärtige Paare trauen. Der steinerne Turm dient ganz ungewöhnlich als Eingang.

Eine gepflegte ländliche Gastronomie finden die Gäste im „Deutschen Haus“ in Haage.

Weitere Orte im Havelländischen Luch

Friesack

Mit Friedrich I. begann sich 1415 das Ackerbürgerstädtchen Friesack in die Weltgeschichte zu bewegen. Der erste Hohenzollernkurfürst setzte dem Treiben der ansässigen Raubritter Quitzow mit der Einnahme ihrer Burg mithilfe seiner Kanone „ Faule Grete“ein Ende. Ein Denkmal Friedrich I. auf dem Burgberg, erstmalig 1894 eingeweiht, erinnert nun wieder in neuem Guss an die große Geschichte der Stadt. Ein Kleinod ist seit der Sanierung der Hohenzollernpark. Informativ ist ebenfalls das Quitzowdenkmal auf dem Burgberg.

Der sanierte Marktplatz gibt auch heute noch den Liebreiz dieser Kleinstadt preis. Hier steht auch das Rathaus. Im gegenüberliegenden Heimatmuseum kann man sich anschaulich über die Stadtgeschichte informieren.

Die Friesacker feiern gern und haben darin lange Tradition. So beginnt das Jahr mit dem Friesacker Karneval, im Mai steigt seit sehr langer Zeit das Fliederfest und im Juli huldigen Wassermänner und Nixen der Friesacker Pumpe beim Pumpenfest. Das Frierock-Festival und das Königschießen der Schützengilde steigen im August und im Herbst treffen sich Ritter und Burgfräulein wie in alten Zeiten auf der Freilichtbühne. Weihnachtsmarkt und Weihachtskonzert schließen das Jahr ab.

Friesack war über viele Jahrhunderte Poststation. Daran erinnert noch eine alte Postmeilensäule aus dem 19. Jahrhundert.

Zwischen 1950 und 1992 wurden an der Ingenieurschule für Landtechnik Agraringenieure ausgebildet. Heute ist Friesack ein wichtiger Ausbildungsstandort des Landkreises mit dem Oberstufenzentrum OSZ Havelland.

Pessin

Die erste Nennung des Ortes stammt aus dem Jahre 1197, die erste schriftliche Erwähnung aus dem Jahr 1335.

In Pessin lässt sich die Geschichte aufspüren. Das Herrenhaus derer von Knoblauch ist wahrscheinlich das älteste in der Mark Brandenburg. Der Stammvater der Familie, Sigismund von Knoblauch ließ es 1419 als Fachwerkbau errichten. Neben der Tür im Gebälk befindet sich eine Inschrift. Dieselbe Inschrift trägt die kleine Glocke. Bedeutend älter als das Herrenhaus selbst sind die dicken Mauern der z. T. gewölbten Keller, die außerhalb des Hauses liegen.

Die frisch renovierte Dorfkirche ist teilweise spätgotisch, teilweise ein Putzbau von 1739. Hier gibt es bemerkenswerte hölzerne Lauben beiderseits des älteren Westteils des Kirchenschiffes zu sehen.

In Pessin kreuzt der Havelland-Radweg die B5 und führt die Radler weiter nach Senzke und Kriele. Im Ort, direkt am Radweg, kann man sich in der Ausflugsgaststätte „Kegelbahn“ stärken. An einem kleinen, idyllischen See wartet der nächste Rastplatz oder Entspannung auf Ihrer Wanderung zum angrenzenden Großtrappenschutzgebiet.

Retzow

Unter dem Namen Rizzowe wird der Ort schon 1269 urkundlich erwähnt. Seit 1375 ist der Name unverändert so wie heute noch. Der Name ist slawischen Ursprunges und bedeutet soviel wie „ein Ort an dem es Luchse gibt“.

Die Familie von Retzow war seit mindestens 1375 (weit über 400 Jahre) bis 1794 im Ort ansässig. Zu diesen Familienbanden gehörte Wolf Friedrich von Retzow, Königl.-Preußischer Generalleutnant, Chef der Grenadier-Garde und General-Intendant der kgl.-preuß. Armee mit Familiensitz im benachbarten Mötlow.

Die jüngere Geschichte bis 1945 prägte – wie in vielen anderen Dörfern in der Umgebung auch – die Familie von Bredow. Das heutige „herrschaftliche Wohnhaus“ wurde 1870 als Neubau anstelle des Vorgängerhauses aus der Barockzeit vom Landrat des Kreises Rathenow genehmigt. Einen weiteren Ausbau mit pompöser Straßenfassade veranlasste der Jurist Ernst v. Bredow um 1900. Er wurde als Landschaftsmaler bekannt.

Die Retzower Kirche ist ein Backsteinbau aus der Zeit um 1500. Im Inneren sind die klassizistischen Arbeiten des Kanzelaltars und die Emporen aus der Zeit um 1800 sowie die uralten Glocken (eine aus dem Mittelalter) zu bestaunen. Am Eingang zum Kirchengelände stehen klassizistische Grabstelen bedeutender Adelsfamilien Retzows. Direkt daneben steht das 1924 erbaute Pfarrhaus.

Der Kindergarten von Retzow befindet sich in einem sehr schön rekonstruierten alten Bauernhaus. Auf dem großen Spielplatz haben die Kinder viele Möglichkeiten zum Klettern und Toben.

Beginnend am Dorfteich schlängelt sich ein Weg durch die gründe Mitte des Dorfes, vorbei an einem weiteren kleinen Teich und einem Rondell mit lauschigen Sitzplätzen – eine stille Oase, die zum Verweilen einlädt.

Sehenswertes im Umland

Ribbeck:

Dieses Dorf machte Theodor Fontane mit seinem Gedicht „Der Birnbaum“ weltberühmt.

Mit der Rekonstruktion des Ribbeckschen Schlosses ist das Dorf ein Touristenmagnet geworden. Im Schloss laden das Museum zur havelländischen Geschichte und eine Gastronomie zum Besuch ein.

Die Geschäftsstelle des Tourismusverbandes Havelland e.V. hat hier in den repräsentativen Mauern ihren Sitz.

Anschauen sollte man sich unbedingt die Kirche, die Alte Schule, eine alte Brennerei und den Bundes-Birnengarten.

Friesacker Umland:

Das Havelländische Luch im Friesacker Umland verbirgt so manche Sehenswürdigkeit. So ist der Zootzen ein geschütztes Waldgebiet, das sich vom Kleinen Haupt- und Grenzkanal bis zum Rhin erstreckt. Ein einfallsreicher Naturlehrpfad, die „Allee der Bäume“ und das Naturdenkmal „Einsame Eiche“ sind hier bei Zootzen-Damm überaus sehenswert.

Auf dem Havelland-Radweg von Berlin über Friesack in Richtung Rhinow befindet sich unweit von Friesack die sagenumwobene „Siebenbrüdereiche“.

Die jüdische Geschichte der Stadt kann auf dem nahen jüdischen Friedhof erforscht werden. Der berühmte jüdische Mathematiker Meier Hirsch wurde 1770 in Friesack geboren.

Kleßen:

Ein sehr schön restaurierter Herrensitz ist das Kleßener Schloss. Der Schlossgarten im englischen Stil und der wunderschöne englische Bauerngarten bergen Ruhezonen und eine Fülle alter, seltenster Rosen. (Nicht öffentlich)

In der alten Schule des Dorfes, dem Spielzeugmuseum, kann so mancher Kindheitstraum in dem liebevollen Sammelsurium erwachen.

Unweit des Schlosses lädt der Kleßener See mit seinem quellreinen Wasser zum Baden ein – er ist der Badesee der Friesacker.

Natur, Wald, Fluren, Seen:

Per Rad, Pferd, Kutsche, Auto oder auch gut zu Fuß sind die riesigen Waldgebiete um den Görner See, entlang des Havelländischen großen Hauptkanals im Naturpark Westhavelland erholsam und entspannend zu erkunden.

Die anliegenden Ortschaften bergen so manches Kirchenkleinod. Der Hohennauener-Ferchesarer See war schon zu Beginn des 20. Jh. Geheimtipp und Erholungsparadies für die Berliner.

Der naturgeschützte Gülper See, ein weiterer See im Havelgebiet, ist Zielpunkt vieler Vögel auf ihrem Weg in den Süden oder zurück. Dort ist seit Kurzem der erste Sternenpark Deutschlands anerkannt und nachts ein Erlebnis.